Sommer und Varroa

Sommer - Futter und Varroa oder : Die Knackpunkte für eine gute Auswinterung

Einwinterung/Varroabehandlung :

Der Sommer ist vorbei, der Honig geerntet, es gibt nur noch Läppertracht – also vereinzelte Pflanzenvorkommen, die keinen nennenswerten Nektareintrag mehr bringen. Es ist höchste Zeit, sich um die Varroakontrolle zu kümmern. Varroamilbe! Dieser kleine Parasit aus der Familie der Spinnentiere, der sich von den Körpersäften der Bienenbrut und der erwachsenen Bienen ernährt (Bild von Varroa und Schema Lebenscyclus findet man beim Blättern in der Bildergalerie). Das Milbenweibchen findet über Geruchssignale eine Brutzelle, die kurz vor der Verdeckelung steht. Das ist für die Biene ca. der 5. bis 6. Tag nach Eiablage, die Made wird als Rundmade bezeichnet. Am  9. Tag nach der Eiablage findet die Verdeckelung statt.  Die inzwischen beträchtlich gewachsene Made wird dann als Streckmade bezeichnet (Entwicklungsschema der Honigbiene ebenfalls in der Bildergalerie!). Kurz bevor die Arbeiterinnen also von außen einen Wachsdeckel auf die Zelle setzen und die Made sich beginnt in ihrer Zelle einzuspinnen, wandert ein begattetes Milbenweibchen ein und versteckt sich in dem Futterrest am Boden der Zelle. Ist die Zelle dann verdeckelt ernährt sich die Milbe von den Körpersäften der Vorpuppe und legt ca. 60 Stunden nach der Zellverdeckelung  das erste Ei, weitere folgen in Intervallen von 30 Stunden. Es werden 1-6 Eier abgelegt. Davon ist das erste unbefruchtet und entwickelt sich nach dem Schlupf, insgesamt in 5 bis 6 Tagen nach der Eiablage, über zwei Larvenstadien zu einem adulten (erwachsenen) Männchen.  Die anderen Eier sind befruchtet. Die daraus schlüpfenden Milbenlarven werden innerhalb von insgesamt 7 bis 8 Tagen zu adulten Milbenweibchen, die vor dem Schlupf aus der Wabenzelle von ihren Brüdern begattet werden. Die Arbeiterbiene schlüpft nach 21 Tagen Entwicklungszeit aus der Zelle, der Drohn braucht etwas länger und schlüpft am 24. Tag. Milben, die bis zum Bienenschlupf noch nicht erwachsen sind sterben mit dem einzigen Milben-Männchen des Geleges ab. In Drohnenzellen reifen also mehr Milben bis zur Geschlechtsreife heran.  Auch legen die Milbenweibchen bevorzugt ihre Eier in Drohnenzellen ab. Das gibt einen Ansatzpunkt, über das aktive Bienenjahr Milben zu reduzieren:

Bietet man dem Bienenvolk Leerrähmchen zum Wabenbau an, bauen sie dieses Rähmchen mit großen Drohnenzellen aus und die Königin legt ausschließlich unbefruchtete, also Drohneneier In diese Zellen. Sind diese dann verdeckelt, kann man das komplette Rähmchen entnehmen und die Drohnenbrut entsorgen. Damit hat man auch alle in den Zellen sitzenden Milben entsorgt, ohne dem Volk Arbeiterinnen zu stehlen. Diese Technik wende ich von April/Mai bis zur Sommersonnenwende im Juni an. Dann hören die Bienen auf, Drohnen zu züchten, denn diese werden im Winter nicht mehr gebraucht. Sie ‚dienen’ ausschließlich zur Begattung einer neuen Königin im Mai, Juni, Juli und werden im Juli/August mit der Drohnenschlacht aus dem Volk vertrieben. Sie sterben dann.


Diese Drohnenfangwabenmethode reicht jedoch nicht aus, um die Milben so weit aus dem Volk zu entfernen, dass sie den im Herbst geborenen Bienen, die als sog. Winterbienen überwintern müssen, nicht so schaden, dass das Volk im Winter abstirbt oder im folgenden Frühjahr zu klein ist, um sich bis zur Frühtracht zu regenerieren. Viele Methoden sind entwickelt worden, um die lästigen Plagegeister los zu werden. Einige von Bayer, Merck etc. Da ich mir aber den Standard gesetzt habe, meine Völker nicht  mit Industriechemie zu belasten, die sich im Honig und im Wachs wieder findet, greife ich auf etwas anderes zurück:

Die Natur hat uns die Ameisensäure und die Oxalsäure geschenkt. Beides sind natürlich im Bienenvolk vorkommende, organische Säuren, die nicht fettlöslich sind. Oxalsäure kennen wir aus Rhabarber und Spinat und die Ameisensäure hat jeder schon einmal gespürt, der im Sommer im Grünen auf einer Wiese gelegen hat und dabei Ameisen störte. Das Zeitregime, in dem ich diese beiden Hilfsmittel zur Varroabekämpfung einbringe findet man in der Bildergalerie. Hier zum Anwendungssystem:

Die Ameisensäure kaufe ich als 60%ige Verdünnung und befülle damit den hier abgebildeten Nassenheider Verdunster, der von Herrn Bruno Becker aus Brandenburg entwickelt wurde und an verschiedenen Bieneninstituten getestet worden ist. Auf der Website www.bienen-becker.de erklärt Herr Becker das Wirkprinzip genauer. Ich hänge je nach Volksgröße ein oder zwei dieser horizontalen Nassenheider hinter das Brutnest in meinen Golzbeuten. In den Magazinbeuten verwende ich den Liebig-Dispenser, der ebenfalls nach dem Verdunstungsprinzip funktioniert. 

Über diese Verdunstung – die Säureränder sind sehr schön auf dem Vlies im Verdunster  zu sehen -  wird vor der Wintereinfütterung und nach der Wintereinfütterung jeweils konstant so viel Säure im Stock verdunstet, dass über einen Zeitraum von jeweils durchschnittlich 10 Tagen die Milbenpopulation auch in der Brut fast komplett vernichtet wird. Diese beiden Nassenheideranwendungen sind für die Bienen und vor allem für die Königin schonend, Bienentrauben vor dem Flugloch oder Königinverlust habe ich noch nicht erlebt! – Die Nassenheidermethode würden eigentlich schon ausreichen, um die Bienen sicher über den Winter zu bringen. Da ich aber zu der Fraktion ‚doppelt hält besser’ gehöre und in meinem Beutensystem nur bedingt die Möglichkeit habe, den Milbenfall zu kontrollieren, greife ich um Weinachten herum noch zu Oxalsäure. Diese verdünne ich in Zuckerwasser und träufele sie, wie auf der Seite ‚Winter’ zu sehen, in die Wintersitzgassen der Bienen.

Mit diesen beiden Methoden habe ich in meiner Imkerzeit nur zwei Völker im Winter verloren – eines dadurch, dass die Gärtner unseres Botanischen Gartens direkt neben meinen Bienen ein Feuerchen gemacht haben und eines, weil  die Hecke im Winterwind an die Beute geklopft hat und so die Bienen immer wieder aufgescheucht wurden. Also zwei Verluste, die nicht auf das Konto der Varroamilbe gehen = 100% Erfolg für Nassenheider und Oxalsäure!


Noch zwei  Ergänzungen, die besondere Erwähnung verdienen:

•    Ameisensäure und Oxalsäure finden sich im Frühjahr weder im Wachs noch in den übriggebliebenen Futterwaben. Letztere werden mit Trachtbeginn aus dem Volk entfernt, so dass absolut kein Risiko besteht, eventuelle Reste der Säuren im neuen Honig zu finden.


•    Es ist absolut unerlässlich die Milben zu bekämpfen, da in letzter Zeit die Forschung gezeigt hat, dass sie nicht nur durch ihre Ernährungsmethode die Bienen schädigen, sondern dass sie auch Viren übertragen und so möglicherweise zu dem großen Bienensterben (CCP – Colony Collaps disorder) der letzten Jahre beitragen. Dabei ist es unbedingt wichtig Vernichtungsmittel zu wählen, gegen die die Milben nicht resistent werden. Das passiert leider bei der Anwendung vieler Pharmaka und erhöht so das Risiko, dass wir Varroa irgendwann gar nicht mehr bekämpfen können.


All das gesagt: So kann ich mit ruhigem Gewissen Mitte/Ende August einfüttern. Jedes Volk erhält in Ersatz für den ‚gestohlenen’ Honig 15 kg Zuckersirup, angeboten in einem Honigeimer im Honigraum. Natürlich mit aufschwimmender ‚Schwimmhilfe’ aus Flaschenkorken, damit die Bienen nicht im Sirup ertrinken. Diese Menge Sirup reicht für ein Volk, das im August noch 15 Waben voll besetzt. Die Bienen nehmen das Futter innerhalb weniger Tage ab und fühlen sich damit recht gut.

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